„Der HCS spielt bunt!!!„
Ein gelungenes Spiel, unsere Damen erspielten sich 2 Punkte und bleiben damit an der Tabellenspitze, eigentlich ein Grund zum Jubeln, wenn da nicht das Ende unsportlich und gar nicht im Sinne von
„HANDBALL IST BUNT“ Integration | DHB.de
stand.
Eine rassistische Äußerung von der Tribüne am Ende des Spiels machte uns und auch die gegnerische Mannschaft aus Bous fassungslos. Unserer Spielerin, der die Äußerung galt, brachte sie den Tränen nahe.
Wir, der HCS (und auch die Damenmannschaft des SV Bous, die sich bei uns in aller Form für ihren „Fan“ entschuldigte), wehren uns vehement gegen solche Ausfälle und dulden sie nicht!
Wir leben in allen unseren Mannschaften Integration und Vielfalt!
Zukünftig werden wir gegenüber Personen, die sich rassistisch oder beleidigend verhalten von unserem Hausrecht Gebrauch machen und diese Leute der Halle verweisen.
Der HCS spielt bunt!!!
Persönliche Stellungnahme zu dem rassistischen Vorfall am 29.01.2022 gegenüber meiner Person
Liebe Freundinnen und Freunde,
am 29.01.2022 habe ich in der 55. Spielminute unseres Handballspiels gegen Bous eine zwei Minuten Zeitstrafe erhalten. Als ich gerade dabei war das Spielfeld zu verlassen hat ein Zuschauer der gegnerischen Mannschaft die Worte „Yallah Yallah“ reingeschrien. Diese Äußerung des Zuschauers, die in diesem Kontext sinngemäß mit „Verzieh dich“ zu übersetzen ist, war eindeutig mir gegenüber geäußert worden und allein auf den Umstand zurückzuführen, dass ich ein ausländisches Erscheinungsbild habe. Mit meiner persönlichen Stellungnahme möchte ich verdeutlichen wie solche Äußerungen bei den jeweiligen Adressaten ankommen und einfach mal die Perspektive eines Menschen mit Migrationshintergrund aufzeigen, die schon ihr ganzes Leben lang mit Diskriminierungen dieser Art zu kämpfen hatte. In dem Moment als ich das gehört habe, konnte ich meinen Ohren nicht glauben und habe dann als Antwort geäußert „Das da geht gar nicht und ist rassistisch“. Sodann habe ich mich auf unsere Bank begeben. Ich muss sagen, dass diese Äußerung mich schon getroffen hat und mir nahe gegangen ist. Denn in dem Moment wurde ich nicht wegen meiner sportlichen Leistung beurteilt, sondern einzig und allein auf meine Hautfarbe reduziert. Mit Alltagsrassismus hatte ich schon immer zu kämpfen, sei es in der Schule oder auch auf der Straße. Aber gerade der Sport war und ist immer noch für mich ein verbindendes Glied gewesen, bei dem ich so akzeptiert wurde, wie ich bin und eben nur aufgrund meiner sportlichen Leistungen beurteilt wurde. Umso schockierender war dieses Erlebnis für mich, denn diesmal geschah es in aller Öffentlichkeit vor versammeltem Publikum. Diese Äußerung wäre in dieser Weise nicht geäußert worden, wenn eine andere Person mit einer zwei Minuten Strafe herausgestellt worden wäre. Ich möchte mit dieser Stellungnahme in die Offensive gehen und mich nicht ducken und appelliere auch an alle anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen:
Gerade in einer Zeit, in der der Rechtsruck in unserer Gesellschaft zugenommen hat, ist es sehr wichtig, dass auch zivilgesellschaftliche Organisationen und Sportvereine Aufklärungsarbeiten betreiben und sich entschieden gegen Rassismus jedweder Art positionieren, damit eben solche Vorfälle nicht noch einmal geschehen. Es ist meiner Meinung nach wichtig ein Bewusstsein dafür aufzubauen, sensibler mit dem Thema Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft und auch selbstkritisch mit seinem eigenen Verhalten umzugehen. Relativierungen von solchen Äußerungen, wird uns als Gesellschaft nicht weiterbringen. Es ist wichtig den Finger in die Wunde zulegen und das Kind beim Namen zu nennen: Das ist Alltagsrassismus! Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang insbesondere die richtige und wichtige Reaktion des Trainers von den Bouser Damenmannschaft und auch unserer Trainerin, die im Anschluss an die Partie direkt offensiv Position bezogen haben und denjenigen, der diese Äußerung von sich gegeben hat, konfrontiert haben. Auch meine Mannschaft und die gegnerische Mannschaft haben solidarisch zu mir gestanden. Diese Positionierungen und Distanzierungen von solchen Verhaltensweisen sind richtig und wichtig! Es ist eine Aufgabe, die wir als Gesellschaft gemeinsam zu meistern haben. Lasst uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Sportvereine, HandballerInnen aber auch als Menschen gerecht werden und gemeinsam für eine gleichberechtigte Gesellschaft ohne Diskriminierungen arbeiten. Für eine offene und tolerante Gesellschaft!
Mit sportlichen Grüßen
Dilan Akdogan